Statische und nichtstatische Phänomene

Existente Phänomene

Gemäß der buddhistischen Analyse umfassen existente Phänomene (tib. yod-pa) alles, was sich gültig erkennen lässt. Wenn etwas existiert, kann man es gültig um erkennen, und tatsächlich lässt sich die Existenz von etwas nur im Zusammenhang damit etablieren, dass man das Objekt gültig erkennt. Sonst können wir über einen Gegenstand nicht einmal diskutieren oder darüber nachdenken, ob der Gegenstand existiert oder nicht.

Was existiert und erkannt werden kann, kann jedoch ein Affirmations-Phänomen (tib. sgrub-pa, durch Affirmation erkanntes Phänomen), wie zum Beispiel ein Tisch, oder aber ein Negierungs-Phänomen sein (tib. dgag-pa, durch Negierung erkanntes Phänomen), wie beispielsweise ‚kein Tisch’ oder ‚die Abwesenheit eines Tisches’. Einfach gesagt, um ein Affirmations-Phänomen zu kennen, ist es nicht erforderlich, dass man erst etwas weiß oder erkennt und dieses dann ausschließt; bei einem Negierungs-Phänomen ist es jedoch notwendig, andere Phänomene zunächst zu erkennen.

Alles, was nicht gültig erkannt werden kann, existiert nicht. Der „Traumprinz“ oder die „Traumprinzessin“ auf einem weißen Pferd existieren zum Beispiel nicht. Etwas, das den „Traumprinzen“ oder die „Traumprinzessin“ repräsentiert, kann jedoch gültig erkannt werden, zum Beispiel ein Märchen oder eine Komikzeichnung, die den Märchenprinzen abbildet, oder lediglich die Worte „Traumprinz“ oder „Märchenprinzessin“. Doch ein tatsächlicher Traumprinz oder eine wirkliche Märchenprinzessin können nicht gültig erkannt werden, da es sie nicht gibt.

Obgleich es keine nichtexistenten Phänomene gibt, (wie den Märchenprinzen oder die Märchenprinzessin), ist die Nichtexistenz von etwas (die Nichtexistenz des Märchenprinzen oder der Märchenprinzessin) ein gültig erkennbares Negationsphänomen. Daher werden wir, so sehr wir auch nach dem perfekten Partner suchen werden, nie einen Traumprinzen oder eine Traumprinzessin finden. Mit einem tiefen Verständnis der Wirklichkeit, werden wir erkennen, dass es so etwas nicht gibt und unseren Partner oder unsere Partnerin so akzeptieren, wie sie sind.

Statische Phänomene

Existente, gültig erkennbare Phänomene beinhalten sowohl statische (tib. rtag-pa) als auch nichtstatische (tib. mi-rtag-pa) Phänomene, gewöhnlich übersetzt als „beständige“ und „unbeständige“ oder „vergängliche“ Phänomene. Der Unterschied zwischen den beiden wird jedoch nicht im Hinblick darauf gemacht, wie lange ein Phänomen existiert, sondern darauf, ob sich ein Phänomen von Moment zu Moment verändert, während es existiert, ganz gleich, wie lange das sein mag.

Statische Phänomene beinhalten Tatsachen über etwas. Diese Tatsachen sind Abstraktionen, die Dingen beigefügt werden, und können nur so lange existieren und erkannt werden, wie die Basis für diese Beifügung andauert. Wenn die Grundlage für das Beifügen einer statischen Tatsache zu existieren aufhört, existiert die statische Tatsache nicht länger. Ansonsten bleibt eine statische Tatsache, so lange sie existiert, unverändert und untätig.

Ein Beispiel dafür ist Leerheit – eine Abwesenheit davon, dass etwas auf unmögliche Weise existiert. Eine unmögliche Art zu existieren ist zum Beispiel die Existenz einer Sache in einem Vakuum, ganz für sich selbst, völlig unabhängig von allem anderen, so als wäre es von festen Linien umrissen wie ein Gegenstand in einem Malbuch. Die Abwesenheit eines Tisches, der mit einer dicken schwarzen Linie umrandet ist, existiert zum Beispiel nur so lange, wie der Tisch existiert. Sobald der Tisch nicht mehr existiert, können wir ihn nicht länger erkennen oder darüber sprechen, dass er nicht mit einer dicken Linie umrandet existiert. Wir können nur von der Abwesenheit einer dicken Linie, die den Tisch der Vergangenheit umrahmt, sprechen. Wir können jedoch nicht von einer breiten Umrandungslinie des Tisches der Gegenwart sprechen, da es keinen gegenwärtigen Tisch gibt. Auf der anderen Seite existiert die Abwesenheit von etwas Erkennbaren, das von einer dicken Linie umrandet existiert, für immer, da Phänomene, die man erkennen kann, ohne Anfang oder Ende existieren.

Ein eher praktisches Beispiel ist die Abwesenheit der Existenz meines Partners als Traumprinz – o der Märchenprinzessin. Das ist eine unmögliche Existenzweise, da es eine derartige Existenzweise nicht gibt. Diese Tatsache in Bezug auf meinen Partner bzw. meine Partnerin entspricht der Wahrheit, und zwar für die gesamte Zeitdauer, in der mein Partner existiert. Diese Tatsache wird sich nie ändern. Daher besteht keine Hoffnung, dass sich mein Partner irgendwann in der Zukunft in der Weise verändert, dass er zum Traumprinzen oder zur Märchenprinzessin wird. Zudem war es niemals der Fall sein, dass mein Partner, bevor er mir begegnet ist, als ein Traumprinz oder eine Märchenprinzessin existiert hätte, , sich jetzt jedoch in ein Monster verwandelt hätte. Und darüber hinaus ist die Abwesenheit einer Existenz auch nur eines Menschen als Traumprinz oder -prinzessin eine statische Tatsache, die wahr ist und für immer zutreffen wird. Niemand wird je als Traumprinz oder -prinzessin existieren; daher ist es am besten, alle falschen Hoffnungen und Erwartungen aufzugeben, jemals einem Partner zu begegnen, der als eine solche Märchengestalt existiert.

Die statische Tatsache der absoluten Abwesenheit einer Existenz eines Menschen als Traumprinz oder -prinzessin ist eine neutrale Tatsache, die weder gut noch schlecht ist. Daher ist es nicht notwendig, sich darüber zu ärgern. Wir müssen diese Tatsache akzeptieren, ob es uns gefällt oder nicht. Zudem kann die Tatsache selbst nicht tätig werden; sie kann keine Wirkung hervorbringen. Doch die Tatsache zu kennen und zu akzeptieren kann für uns etwas verändern: Es kann uns helfen, Frustration und Probleme zu vermeiden. Verwirrung in Bezug auf die Tatsache kann allerdings auch eine Wirkung auf uns haben: Sie kann zu Problemen in unseren Beziehungen führen. Daher ist es wichtig, über die Tatsachen der Wirklichkeit Bescheid zu wissen und zu versuchen, ihrer gewahr zu sein.

Vier Arten von nichtstatischen Phänomenen

Nichtstatische Phänomene sind die Dinge, die

  • aus Ursachen und Bedingungen entstehen oder von ihnen unterstützt werden
  • sich von einem Moment zum anderen ändern
  • Wirkungen erzeugen.

Es gibt vier Arten von nichtstatischen Phänomenen: Solche, die

  1. einen Anfang und ein Ende haben – wie unser grobstofflicher Körper, eine Beziehung zu jemandem oder ein Wutanfall
  2. keinen Anfang und kein Ende haben – wie unser geistiges Kontinuum
  3. keinen Anfang haben, aber ein Ende – wie das Vorhandensein von Unwissenheit (Verblendung, Verwirrung), das unser geistiges Kontinuum begleitet
  4. einen Anfang haben, aber kein Ende – wie der Tod eine geliebten Menschen oder das Funktionieren unseres geistigen Kontinuums als allwissender Geist der Buddhas.

Grobe Vergänglichkeit

Nichtstatische Phänomene, die einen Anfang und ein Ende haben, unterliegen sowohl grober wie auch subtiler Vergänglichkeit.

Grobe Vergänglichkeit ist die letztendliche Zerstörung von etwas. So wird zum Beispiel die Beziehung zu jemandem ein Ende haben. Derartige Dinge dauern nur so lange an, wie die Ursachen und Bedingungen, von denen sie unterstützt werden und die sie entstehen lassen, zusammenkommen und sich fortsetzen. Fallen die unterstützenden Ursachen und Bedingungen einmal weg, finden diese Dinge ein Ende.

Gelingt es uns nicht, diese Tatsache zu akzeptieren, machen wir uns selbst etwas vor und leiden extrem stark darunter. Wir halten zum Beispiel an einer Beziehung fest oder an unserer jugendlichen Vitalität, als könnte die Beziehung oder die Vitalität für immer andauern. Unsere Anhaftung und Verwirrung werden uns dann enorme Schmerz bereiten, wenn diese Dinge unvermeidlich zu einem Ende kommen. Wenn wir die Tatsache der groben Vergänglichkeit akzeptieren, können wir eine Beziehung oder unsere jugendliche Schwungkraft genießen, solange sie andauern.

Dies lässt sich am Beispiel eines wunderschönen Vogels verstehen, der sich an unser Fenster setzt. Der Vogel wird selbstverständlich irgendwann davonfliegen. Wenn wir jedoch nach ihm greifen und versuchen, ihn zu fangen, wird er entweder noch früher davonfliegen oder aber in Gefangenschaft sterben. Wenn wir akzeptieren, dass er uns unvermeidlich verlassen wird, können wir den Moment genießen. Wir werden traurig sein, wenn der Vogel davonfliegt, doch die Traurigkeit wird uns nicht überwältigen. Auch sie wird vergehen.

Subtile Vergänglichkeit

Subtile Vergänglichkeit ist nicht lediglich die von Augenblick zu Augenblick stattfindende Veränderung eines nichtstatischen Phänomens, das einen Anfang und ein Ende hat. Bei der subtilen Vergänglichkeit handelt es sich auch nicht bloß um die Tatsache, dass das Phänomen sich mit jedem Moment seinem letztendlichen Ende nähert, wie eine Bombe mit Zeitzünder. Die subtile Vergänglichkeit bezieht sich unter anderem auf die Tatsache, dass die Ursache für die letztendliche Auflösung oder das Ende des Phänomens darin liegt, dass es sich überhaupt herangebildet hat und entstanden ist.

Zum Beispiel ist die Tatsache, dass wir eine Beziehung mit jemandem eingehen und beginnen, mit dem anderen zusammen zu leben die Ursache dafür, dass dieses Zusammenleben irgendwann ein Ende finden wird. Ein Streit oder der Tod des Lebenspartners ist nur der Umstand für das Ende des Zusammenlebens, doch nicht die tiefste Ursache. Das bedeutet nicht, dass die Beziehung nicht wachsen und sich zu etwas Wunderbarem entwickeln kann. Es bedeutet nicht, dass die Beziehung zum Untergang verdammt ist, und dass wir sie daher nicht genießen können, solange sie andauert. Stattdessen bedeutet es, dass wir dem anderen oder uns selbst keinen Vorwurf daraus machen, dass die Beziehung endet. Natürlich wird sie enden, einfach deshalb, weil sie begonnen hat.

Darüber hinaus ist jeder Moment des Zusammenlebens ein Moment näher am Ende des gemeinsamen Arrangements. Dieser Aspekt der subtilen Vergänglichkeit ist nicht so offensichtlich. Auch wenn wir grobe Vergänglichkeit – dass wir eines Tages getrennte Wege gehen müssen – verstehen und akzeptieren, denken wir daher vielleicht immer noch, dass unsere Situation stabil und statisch ist, solange wir zusammenleben. Mit einer solchen Verblendung werden wir überrascht sein, wenn uns die grobe Vergänglichkeit trifft und unser Zusammenleben ein Ende findet. Mit einem Gewahrsein der subtilen Vergänglichkeit sind wir uns der Zerbrechlichkeit der Situation bewusster und wissen sie tiefer zu schätzen.

Das Problem der Veränderung

Das so genannte „weltliche Glück“ – das gewöhnliche Glück, mit dem wir alle vertraut sind – hat seine Probleme. Jede kleine glückliche Zeitspanne hat ein Ende; wir wissen nie, wann sich dieses Ende einstellt; das gewöhnliche Glück befreit uns nicht von all unseren Leiden und all unseren Problemen. Und es ist uns unmöglich zu wissen, wie wir uns als nächstes fühlen werden. Daher müssen wir in der Beziehung mit einem Menschen realistisch mit dem Glück umgehen, das wir erleben, und keine unmöglichen Erwartungen ans Glück haben und es zu etwas Unmöglichem überhöhen. Es ist die Natur von Samsara, und daher die Natur einer jeden Beziehung, dass sie ihre Höhen und Tiefen hat, dass es auf und ab geht.

Nichtstatische Phänomene ohne Anfang und ohne Ende

Unser individuelles geistiges Kontinuum, das Kontinuum unserer individuellen Erfahrung der Dinge, hat keinen Anfang und kein Ende. Es ist unendlich, es dauert ewig an. Es ist unlogisch, dass es einen absoluten Anfang hätte, an dem es begonnen hätte. Es ist nicht an einem absoluten Anfang entstanden:

  • ohne Ursache
  • aus Ursachen, die einer anderen Kategorie von Phänomenen angehören, wie physischer Materie
  • aus der subjektiven geistigen Aktivität eines anderen Wesens oder
  • Kraft eines Schöpfers

Auf ähnliche Weise ist es unlogisch, dass das geistige Kontinuum ein absolutes Ende hätte, ohne dabei anhand der Gesetze verhaltensbedingter Ursache und Wirkung einen nächsten Moment der Kontinuität zu erzeugen.

Betrachten wir den Fall der Kontinuität unseres Zusammenlebens mit jemandem. Das Zusammenleben mit jemandem hat einen Anfang, weil die Ursachen und Bedingungen für sein Entstehen – dass beide ein bestimmtes Alter haben, sich am selben Ort befinden, bestimmte emotionale Bedürfnisse haben und so weiter – zu einem spezifischen Moment zusammentreffen. Die Umstände und Bedingungen, damit unser Zusammenleben beginnen kann, waren zuvor noch nicht versammelt. Weil die Bedingungen, dafür, dass das Zusammenleben stattfinden kann, in einem bestimmten Augenblick neu zusammenkommen sind und nicht selbstverständlich beisammen sind, werden die Bedingungen zu einem späteren Zeitpunkt wieder auseinander fallen. In jenem Moment wird unser Zusammenleben zu einem Ende kommen.

Im Falle der Kontinuität unseres subjektiven Erlebens der Dinge ist die Situation eine recht andere. Obgleich unsere Erfahrung von etwas Spezifischem, wie von einem spezifischem Ereignis, neu entsteht, wenn dieses Ereignis eintritt, wird die allgemeine Tatsache, dass wir Dingen erfahren, nicht in jedem spezifischem Moment neu erschaffen. Sie ist das charakteristische Merkmal unseres geistigen Kontinuums und begleitet dieses ständig, unabhängig von den Ursachen und Bedingungen, die den Inhalt unserer Erfahrung in jedem Moment beeinflussen. Daher kommt eine Kontinuität des Erlebens nicht jeden Moment ihrem letztendlichen Ende näher.

Zusammengefasst: Die grundlegende Natur des Erlebens der Dinge ändert sich nicht; nichtsdestotrotz verändert sich unsere Erfahrung selbst von Moment zu Moment. Das liegt daran, dass eine Erfahrung einen Inhalt haben muss, und da dieser Inhalt sich jeden Moment ändert und die Erfahrung in Abhängigkeit von Inhalten als ihre Bedingung entsteht, verändert sich auch die Erfahrung mit jedem Moment. Dennoch unterliegt die Kontinuität des individuellen subjektiven Erlebens der Dinge nicht grober Vergänglichkeit. Unsere Erfahrung wird kein endgültiges Ende haben. Obgleich sich unsere Erfahrung von Moment zu Moment verändert, unterliegt sie auch nicht der subtilen Vergänglichkeit – weder in dem Sinne, dass sie sich mit jedem Moment ihrem endgültigen Ende nähert, noch dahingehend, dass ihr Entstehen die Ursache für ihr Ende wäre.

Selbst wenn wir nicht an vergangene und zukünftige Leben denken, wird die Erkenntnis, dass sich die Kontinuität unseres individuellen, subjektiven Erlebens der Dinge in diesem Leben fortsetzt, dazu beitragen, dass wir nicht mehr so sehr daran leiden, wenn etwas in unserem Leben zu Ende geht, wie zum Beispiel das Zusammenleben mit jemandem. Wir verstehen, dass das Leben weitergeht, das Erleben sich ohne Unterbrechung fortsetzt, , und dass daher in der Zukunft neue Beziehungen zustande kommen können.

Nichtstatische Phänomene ohne Anfang, aber mit einem Ende

Die Unwissenheit (in Bezug darauf, wie alles tatsächlich existiert) welche das Kontinuum eines individuellen, subjektiven Erlebens begleitet, hat keinen Anfang, wie im Falle des Kontinuums selbst. Doch im Gegensatz zum Kontinuum kann es ein Ende haben. Daher kann es grober Vergänglichkeit unterliegen. Die Unwissenheit unterliegt jedoch nicht subtiler Vergänglichkeit. Da sie keinen absoluten Anfang hat, ist sie nicht langsam am Auseinanderfallen und nähert sich nicht mit jedem Moment ihrem letztendlichen Ende.

Unwissenheit und Gewahrsein (Wissen ) schließen sich gegenseitig aus. Wir können nicht im selben Moment wissen und nicht wissen, wie Dinge existieren, noch können wir gleichzeitig auf korrekte und auf inkorrekte Weise erkennen, wie alles existiert. Zudem lässt sich ein korrektes Verständnis bestätigen. Es hält der Kraft der Analyse stand, wohingegen Unwissenheit oder Verwirrung in sich zusammenfallen, je gründlicher wir sie untersuchen. Daher kann die Unwissenheit ein Ende finden, weil sie durch das Gewahrsein (oder Wissen, wie die Dinge wirklich existieren) ersetzt werden kann.

Darüber hinaus endet Unwissenheit für immer, sobald wir die Kontinuität des korrekten Verständnisses ohne Unterbrechung aufrechterhalten können. Wie der große indische buddhistische Meister Shantideva erklärte, verhält es sich mit der Unwissenheit nicht wie mit einem äußeren Feind. Ist die Unwissenheit einmal endgültig aus dem geistigen Kontinuum verbannt, kann sie nirgendwo anders hin. Schalten wir in einem Zimmer das Licht ein, geht die Dunkelheit nicht woanders hin und versteckt sich dort.

In Bezug auf Beziehungen wird die Unwissenheit in Bezug darauf, dass niemand als Traumprinz oder als Märchenprinzessin existiert, welche unsere Interaktion mit unserem Partner oder unserer Partnerin bewusst oder unbewusst begleitet, nicht von allein schwächer werden oder verschwinden. Durch das korrekte Verständnis, dass es einen derartigen Partner, der auf diese unmögliche Weise existiert, nicht gibt, kann die Unwissenheit jedoch ein Ende finden.

Nichtstatische Phänomene mit einem Anfang aber ohne Ende

Die Kontinuität eines individuellen korrekten Verständnisses von allem (die Arbeitsweise eines individuellen geistigen Kontinuums als das allwissende Gewahrsein eines Buddha) hat einen Anfang, aber kein Ende. Sie beginnt mit dem Erlangen der Erleuchtung und setzt sich für immer fort. Der erste Moment der Kontinuität ist jedoch nicht neu aus dem Zusammentreffen von Ursachen und Bedingungen geschaffen, die zuvor nicht zusammen waren. Die Situation ähnelt der eines Spiegels, der mit Schmutz bedeckt ist.

Ein Spiegel, der von Schmutz überzogen ist, kann seine Funktion, Objekte widerzuspiegeln, nicht erfüllen. Wird der Schmutz beseitigt, kann der Spiegel von dem Zeitpunkt an Dinge reflektieren; doch die Beseitigung des Schmutzes ist nicht das, was die Funktion des Spiegelns erzeugt. Die Funktionsfähigkeit des Spiegels ist seine natürliche Eigenschaft. Sie war nur vom Schmutz behindert.

Auf ähnliche Weise hindert Unwissenheit unser geistiges Kontinuum daran, als allwissendes Gewahrsein zu fungieren, das alles widerspiegelt. Mit der Beseitigung der Unwissenheit beginnt unser Kontinuum, allwissend zu funktionieren, doch die Beseitigung der Unwissenheit erschafft nicht die Funktion der Allwissenheit. Alle Phänomene widerzuspiegeln, wie ein Spiegel, ist eine natürliche Eigenschaft unseres geistigen Kontinuums.

Daher unterliegt ein allwissendes Gewahrsein, obwohl es sich von Moment zu Moment mit dem sich ändernden Fokus und Inhalt ändert, weder grober noch subtiler Vergänglichkeit. Das liegt daran, dass seine Funktion der Allwissenheit zwar einen Anfang hat, aber nicht von Ursachen und Bedingungen geschaffen ist, die neu zusammentreffen. Dies zu wissen hilft uns, das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen zu erlangen, die uns gestatten, in gesunder Weise daran zu arbeiten, unsere Verwirrung zu beseitigen.

In Bezug auf Beziehungen hat unser geistiges Kontinuum, wie ein Spiegel oder eine Kamera, immer die faktischen Informationen über die andere Person aufgenommen – also wie sie aussieht, sich verhält und wie sie spricht. Die Beseitigung unserer Verwirrung und Projektion hat diese fotografische Fähigkeit jedoch nicht hervorgebracht. Diese Fähigkeit war bereits da und wird sich ewig fortsetzen.

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