Nebengelübde des Bodhisattvas

Einführung

Ziel der Nebengelübde des Bodhisattva ist es, dass man sich sechsundvierzig fehlerhafter Handlungen (tib. nyes-byas) enthält. Diese fehlerhaften Handlungen werden unterteilt in sieben Gruppen. Jeweils eine Gruppe fehlerhafter Handlungen steht dabei einer der sechs Vollkommenheiten (tib. pha-rol-tu phyin-pa, Skt. paramita, weitreichenden Geisteshaltungen) gegenüber, auf die sie sich nachteilig auswirken. Die siebte Gruppe wirkt sich nachteilig auf die Übung, anderen zu nutzen, aus.

Die sechs weitreichenden Geisteshaltungen oder „Vollkommenheiten“ sind:

  1. Großzügigkeit,
  2. ethische Selbstdisziplin,
  3. Geduld,
  4. Ausdauer (positiver Enthusiasmus),
  5. geistige Stabilität (Konzentration)
  6. unterscheidendes Gewahrsein (Weisheit).

Obwohl die fehlerhaften Handlungen unserem Fortschritt in Richtung Erleuchtung entgegengesetzt sind und ihn behindern, führen sie nicht zum Verlust der Bodhisattvagelübde, selbst wenn die vier bindenden Faktoren (tib. kun-dkris bzhi) vollständig vorhanden sind. Allerdings ist der Schaden, den wir unseres spirituellen Entwicklung auf dem Bodhisattvapfad zufügen umso geringer, je weniger vollständig die Faktoren vorhanden sind und je schwächer diese sind. Wenn es uns passiert, dass wir eine der fehlerhaften Handlungen begehen, sollten wir den Fehler zugeben und die Gegenkräfte anwenden, genauso wie bei den Wurzelgelübden des Bodhisattva.

Bezüglich der sechsundvierzig fehlerhaften Handlungen gibt es viele Details zu lernen und zahlreiche Ausnahmen, die erklären, wann es kein Fehler ist, eine dieser Handlungen auszuüben. Ganz allgemein kann man sagen: Es hängt von der Motivation hinter der fehlerhaften Handlung ab, welchen Schaden wir unserer Entwicklung der weitreichenden Geisteshaltungen zufügen und welchen Schaden, wir dem Nutzen, von dem wir für andere sein können, zufügen. Wenn unserer Motivation eine gestörten Geisteshaltung zugrunde liegt, wie zum Beispiel Anhaftung, Ärger, Gehässigkeit oder Stolz, dann ist der Schaden viel größer, als wenn ein ungestörter, wenn auch abträglicher Geisteszustand die Grundlage für unser Handeln darstellt, wie zum Beispiel Gleichgültigkeit, Faulheit oder Vergesslichkeit. Bei Gleichgültigkeit fehlt es uns an ausreichendem Vertrauen oder Respekt hinsichtlich unseres Trainings, sodass wir uns keine Mühe geben, es durchzuführen. Im Falle der Faulheit vernachlässigen wir unsere Praxis, weil wir es vergnüglicher und einfacher finden, nichts zu tun. Und wenn es uns an Vergegenwärtigung mangelt, vergessen wir völlig unsere Verpflichtung, anderen zu helfen. Für viele der sechsundvierzig fehlerhafter Handlungen gilt, dass wir keinen Fehler begehen, solange wir die Absicht haben, sie letztendlich aus unserem Verhalten zu entfernen, jetzt aber unsere störenden Emotionen und Einstellungen noch zu stark sind, um ausreichende Selbstkontrolle zu üben.

Die folgende Präsentation basiert auf den Erklärungen, die der im fünfzehnten Jahrhundert lebende Gelug-Meister Tsongkhapa in seinem Werk “eine Erklärung zur ethischen Disziplin des Bodhisattvas: der grundlegende Weg zur Erleuchtung (tib. Byang-chub sems-dpa’i tshul-khrims-kyi rnam-bshad byang-chub gzhung-lam) gegeben hat.

Sieben fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Übung der weitreichenden Geisteshaltung der Großzügigkeit auswirken

Großzügigkeit (tib. sbyin-pa, Skt. dana; Freigebigkeit, Gebefreudigkeit) wird definiert als eine Geisteshaltung, aus der heraus man bereit ist zu geben. Diese Bereitschaft umfasst das Geben materieller Dinge, das Gewähren von Schutz in beängstigenden Situationen und die Gabe von Dharmabelehrungen.

Von den sieben fehlerhaften Handlungen, die die Entwicklung unserer Großzügigkeit in negativer Weise beeinflussen, sind zwei dabei, die unserer Bereitschaft schaden, anderen materielle Dinge zu geben; zwei, die unserer Bereitschaft schaden, anderen in beängstigenden Situationen Schutz zu gewähren; zwei befassen sich damit, dass wir für andere nicht die Umstände schaffen, in denen sie ihre Freigebigkeit kultivieren und üben können; und schließlich eine fehlerhafte Handlung, die unserer Entwicklung von Großzügigkeit bezüglich des Gebens von Dharmabelehrungen schadet.

Zwei fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Bereitschaft auswirken, anderen materielle Dinge zu geben

(1) Den Drei Juwelen durch die drei Tore von Körper, Sprache und Geist keine Gaben darbringen

Wir versäumen, den Drei Juwelen Gaben darzubringen, weil wir schlechte Laune haben (vielleicht weil wir über etwas verärgert sind) oder weil wir faul sind, gleichgültig sind oder es einfach vergessen. Wir versäumen, den Buddhas, dem Dharma und dem Sangha dreimal morgens und abends zumindest mit unserem Körper durch Niederwerfungen, mit unserer Rede durch verehrungsvolle Worte und mit unserem Geist und Herzen durch Erinnern ihrer guten Eigenschaften, Gaben darzubringen. Wenn wir nicht wenigstens großzügig genug sein können, um jeden Tag und jede Nacht diese Gaben mit Körper, Rede und Geist für die Drei Juwelen der Zuflucht hervorzubringen, wie sollen wir dann jemals unsere Bereitschaft vervollkommnen, allen Wesen alles Erdenkliche zu geben?

(2) Unserem begehrenden Geist folgen

Aus großem Begehren, Ärger oder Mangel an Zufriedenheit, schwelgen wir in einer der fünf Arten von begehrenswerten Sinnesobjekten: in Anblicken, Klängen, Düften, Geschmäcken oder Empfindungen durch Berührungen. Z.B. weil wir an leckerem Geschmack anhaften naschen wir am Kuchen, der sich im Kühlschrank befindet, auch wenn wir eigentlich gar keinen Hunger haben. Dieses Verhalten steht unserem Kampf gegen Geiz diametral entgegen. Schon bald beginnen wir den Kuchen zu horten und vielleicht verstecken wir ihn sogar ganz hinten im Kühlschrank, damit wir ihn mit niemandem teilen müssen. Wenn wir wirklich beabsichtigen, diese schlechte Gewohnheit zu überwinden, aber die Gewohnheit noch nicht kontrollieren können, weil unsere Anhaftung ans Essen so stark ist, ist es kein Fehler, sich ein Stück Kuchen zu nehmen. Aber wir versuchen unsere Selbstkontrolle zu vergrößern, indem wir kleinere Stücke nehmen und auch nicht mehr ganz so häufig zugreifen.

Zwei fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Bereitschaft auswirken, anderen Schutz vor beängstigenden Situationen zu gewähren

(3) Älteren keinen Respekt entgegen bringen

Die Objekte dieser Handlung umfassen unsere Eltern, Lehrer, jene mit ausgezeichneten Qualitäten und generell mit mehr Erfahrung oder einfach jene, die älter sind als wir selber. Wenn wir es aus Stolz, Ärger, Bosheit, Faulheit, Gleichgültigkeit oder Vergesslichkeit nicht schaffen, ihnen unseren Platz im Bus anzubieten, sie vom Flughafen abzuholen oder ihnen ihr Gepäck zu tragen und so fort, lassen wir sie in einer beängstigenden und Besorgnis erregenden Situation alleine.

(4) Jenen keine Antwort geben, die uns Fragen stellen

Aus Stolz, Ärger, Bosheit, Faulheit, Gleichgültigkeit oder Vergesslichkeit beantworten wir nicht freudig die ernsthaften Fragen anderer. Indem wir sie ignorieren lassen wir sie in einer schwierigen Lage allein, in der sie nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Auch in diesem Falle befinden sich andere in einer beängstigenden und unsicheren Position.

Zur Illustrierung der Art von Details, die man in Tsongkhapas Kommentar zu diesen Gelübden finden kann, schauen wir uns die Ausnahmen an, wann es kein Fehler ist, zu schweigen oder unsere Antwort aufzuschieben. In Bezug auf uns selbst als die Grundlage dieser Handlung brauchen wir nicht zu antworten, wenn wir zu krank sind, oder der Fragensteller uns absichtlich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hat. Wenn es sich nicht um einen Notfall handelt, ist kein Fehler darin zu sehen, der Person zu sagen, sie möge warten, bis wir uns besser fühlen oder bis zum nächsten Morgen warten.

Ferner gibt es Ausnahmen in Bezug auf die Situation, z.B. wenn uns jemand mit einer Frage unterbricht, während wir andere unterrichten, einen Vortrag halten, eine Zeremonie leiten, jemanden trösten, selber Unterricht erhalten oder einer Unterweisung zuhören. Wir bitten die Person dann höflich ihre Frage bis später aufzuschieben.

In einigen Situationen ist es notwendig, zu schweigen oder die Frage zurückzustellen. Würden wir beispielsweise im Westen in einem öffentlichen Vortrag über den Buddhismus eine Frage zu den Höllen ausführlich beantworten, nähmen wir möglicherweise vielen Leuten die Lust und würden Hindernisse für ihr Interesse am Dharma schaffen. Auch in Situationen, in denen uns ein religiöser Eiferer über unseren ethnischen Hintergrund befragt, und (unsere Antwort) dazu führen würde, dass er uns nicht mehr mag und daher unempfänglich für unsere Hilfe würde, ist Schweigen vorzuziehen Schweigen ist auch dann besser, wenn es dazu führt, dass andere aufhören destruktiv zu handeln und es sie zu einer konstruktiveren Verhaltensweise veranlasst. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn Menschen, die psychologisch von uns abhängig sind, uns bitten, jede Frage in ihrem Leben zu beantworten. Weil wir wüschen, ihnen beibringen zu können, selbständig Entscheidungen zu treffen und Dinge für sich selber herauszufinden, hüllen wir uns in Schweigen.

Auch wenn wir uns auf einer Meditationszeit befinden, bei der Schweigen eine Regel ist, brauchen wir nicht zu antworten, wenn uns jemand eine Frage stellt. Und schließlich ist es besser die Zeit für Fragen nach einem Vortrag zu begrenzen, wenn das Publikum schon müde ist und es sehr spät geworden ist und wir nur Ressentiment und Ärger auf uns zögen, falls wir noch weiter fortfahren würden.

Zwei fehlerhafte Handlungen, in denen man versäumt, die Umstände dafür zu schaffen, dass andere Freigebigkeit kultivieren und üben können

(5) Eine Einladung nicht annehmen, wenn man als Gast eingeladen wird

Wenn wir uns aus Stolz, Ärger, Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit weigern, jemanden zu besuchen oder eine Einladung zu einer Malzeit ausschlagen, nehmen wir der Person die Möglichkeit positive Kräfte (tib. bsod-nams, Skt. punya, positive Potentiale, Verdienst) anzusammeln, indem sie ihre Gastfreundschaft anbietet. Außer wenn wir gute Gründe haben, die Einladung abzulehnen, nehmen wir die Einladung an, egal wie bescheiden der Haushalt ist.

(6) Geschenke nicht annehmen

Für diesen Fall gelten die gleichen Gründe, wie für den letzten Fall.

Eine fehlerhafte Handlung, die dem Bemühen schadet, Großzügigkeit in Bezug auf das Geben von Unterweisungen zu entwickeln

(7) Den Dharma nicht jenen lehren, die ihn lernen wollen

Hier ist Ärger, Bosheit, Eifersucht darüber, dass die andere Person uns eventuell übertreffen könnte, sowie Faulheit oder Gleichgültigkeit die Motivation, warum wir uns weigern Buddhismus zu lehren, anderen Dharmabücher zu leihen, unsere Aufzeichnungen zu teilen und so fort. Dagegen lehnen wir im Falle des zweiten Wurzelgelübdes des Bodhisattva aus Anhaftung oder Knauserigkeit ab.

Neun fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Übung der weitreichenden Geisteshaltung der ethischen Selbstdisziplin auswirken

Ethische Selbstdisziplin (tib. tshul-khrims, Skt. shila) ist die Geisteshaltung, sich negativer Handlungen zu enthalten Sie umfasst auch die Disziplin positive Handlungen auszuüben und anderen zu helfen.

Von den neun fehlerhaften Handlungen, die es uns erschweren, ethische Selbstdisziplin zu entwickeln, betreffen vier Situationen, in denen unser Hauptaugenmerk auf andere gerichtet ist, drei befassen sich mit unserer eigenen Situation, und zwei betreffen sowohl uns selbst als auch andere.

Vier fehlerhafte Handlungen, die Situationen betreffen, in denen unser Hauptaugenmerk auf andere gerichtet ist

(1) Menschen mit zerrütteter Ethik ignorieren

Wenn wir aus Ärger, Bosheit, Faulheit, Gleichgültigkeit oder Vergesslichkeit jene ignorieren, vernachlässigen oder herabsetzen, die ihre Gelübde gebrochen haben oder sogar abscheuliche Verbrechen begangen haben, schwächen wir unsere ethische Selbstdisziplin positiv zu handeln und anderen zu helfen. Solche Personen bedürfen besonders unserer Fürsorge und Aufmerksamkeit, da sie die Ursachen für gegenwärtiges und zukünftiges Leiden und Unglück aufgebaut haben. Ohne Selbstgerechtigkeit oder moralische Entrüstung versuchen wir ihnen zu helfen, zum Beispiel indem wir im Gefängnis interessierten Insassen Meditation unterrichten.

(2) Nicht das ethische Training zum Wohle des Vertrauens anderer aufrechterhalten

Der Buddha hat viele Handlungen, obwohl sie nicht von Natur aus zerstörerisch sind, verboten weil sie dem spirituellen Fortschritt schaden, zum Beispiel dass Laien, Mönche und Nonnen Alkohol trinken oder dass Mönche und Nonnen mit einer Person des entgegengesetzten Geschlechtes einen Raum teilen. Sowohl Hinayana-Praktizierende als auch Bodhisattvas üben sich gleichermaßen darin, von solchen Verhaltensweisen abzustehen. Als angehenden Bodhisattvas kann es uns passieren, dass wir diese Verbote aus Mangel an Respekt oder Vertrauen in das ethische Training des Buddhas ignorieren, weil wir zu faul sind Selbstbeherrschung zu üben. Dadurch verursachen wir, dass andere, die unser Verhalten sehen, ihr Vertrauen und Bewunderung für Buddhisten und Buddhismus verlieren. Daher werden wir aus Sorge darum, welchen Eindruck unser Verhalten bei anderen hinterlässt, z.B. keine Drogen konsumieren.

(3) Kleinlich sein, wenn es das Wohl anderer betrifft

Der Buddha gab Mönchen und Nonnen Regeln von untergeordneter Bedeutung (Nebenregeln), mit denen sie ihr Verhalten üben können. Dazu gehört beispielsweise die Regel, beim Schlafen legen, stets unsere drei Garnituren von Roben bei uns zu haben. Manchmal jedoch haben die Bedürfnisse anderer Vorrang vor dem Befolgen der Nebenregeln, zum Beispiel wenn jemand krank wird und wir über Nacht bei dieser Person bleiben müssen, um uns um sie zu kümmern. Wenn wir aus Ärger oder Bosheit gegen diese Person oder einfach, weil wir zu faul sind, die ganze Nacht aufzubleiben, der Person nicht helfen und das damit begründen, dass wir nicht unsere drei Garnituren von Roben dabei haben, begehen wir diese fehlerhafte Handlung. Ein rigider, sich an Regeln klammernder Fanatiker zu sein, behindert eine ausgewogenen Entwicklung unserer ethischen Selbstdisziplin.

(4) Eine negative Handlung nicht begehen, wenn uns Liebe und Mitgefühl dazu auffordern

Gelegentlich kommt es zu extremen Situationen, in denen das Wohl anderer ernsthaft gefährdet ist und es keine andere Alternative gibt, als eine der sieben zerstörerischen verbalen oder physischen Handlungen zu begehen, um eine Tragödie abzuwenden. Diese sieben Handlungen sind: Leben nehmen, nehmen, was uns nicht gegeben wurde, sich unangemessenem sexuellen Verhalten hingeben, lügen, mit der Rede Zwietracht erzeugen, grobe und grausame Sprache verwenden, oder sinnlos zu reden. Wenn wir eine dieser Handlung begehen, ohne dass unser Verhalten zu dieser Zeit von einer störenden Emotion wie Ärger, Begierde, oder Naivität über Ursache und Wirkung begleitet wird, sondern einzig davon motiviert ist, das Leiden anderer zu verhindern – und wir vollkommen willens sind, die negativen Folgen dafür, selbst höllische Qualen, zu akzeptieren – fügen wir unserer weitreichenden ethischen Selbstdisziplin keinen Schaden zu. Tatsächlich bauen wir so eine enorme Menge positiver Kraft auf, die unseren spirituellen Pfad beschleunigt.

Sich zu weigern, eine dieser destruktiven Handlungen zu begehen, wenn die äußeren Umstände es erfordern, ist ein Fehler. Dies gilt jedoch nur, wenn wir die Bodhisattvagelübde genommen haben und sie rein halten. Wenn wir zögern unser Glück für das Wohl anderer auszutauschen, behindert das die Vervollkommnung unserer ethischen Selbstdisziplin anderen zu jeder Zeit zu helfen. Wenn wir aber nur oberflächliches Mitgefühl haben und die Bodhisattvagelübde nicht einhalten oder uns nicht in dem Verhalten üben, das durch die Gelübde aufgezeigt wird, liegt dagegen kein Fehler vor. Wir erkennen, da unser Mitgefühl schwach und instabil ist, dass wir aufgrund des Leidens, das wir als Resultat unserer destruktiven Handlungen erfahren würden, vielleicht Groll gegen das Verhalten eines Bodhisattva entwickeln würden. Vielleicht würden wir sogar den Pfad aufgeben, sich zu bemühen, anderen zu helfen. Dies gilt beispielsweise bei der Ermahnung, dass Bodhisattvas auf niederen Stufen der Entwicklung, sich nur selber schaden und auch ihrer Fähigkeit schaden, anderen zu helfen, wenn sie sich in Praktiken versuchen, die den Bodhisattvas höherer Stufen zugeordnet sind (wie beispielsweise, dass sie ihr Fleisch an eine hungrige Tigerin verfüttern). Hier ist es für uns besser vorsichtig zu sein und uns zurückzuhalten.

Da es möglicherweise unklar ist, in welchen Situationen es solcher Bodhisattvahandlungen bedarf, werfen wir einen Blick auf einige Beispiele aus den Kommentaren. Es gilt hierbei zu bedenken, dass es sich dabei um Handlungen als letzten Ausweg handelt, wenn alle anderen Maßnahmen das Leiden anderer zu lindern oder zu verhindern, versagen. Als angehender Bodhisattva, sind wir bereit, das Leben von jemanden zu nehmen, der kurz davor ist, einen Massenmord zu begehen. Wir zögern nicht Medikamente zu beschlagnahmen, die eigentlich dazu bestimmt sind, in einem vom Krieg zerrütteten Land die Leiden zu lindern, jedoch von jemandem gestohlen wurden, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Wir zögern auch nicht, das Guthaben einer Wohlfahrtsorganisation an uns zu bringen, das ein Verwalter vergeudet oder schlecht verwaltet. Wir sind, im Falle, dass wir ein Mann sind, bereit, mit der Frau eines anderen Sex zu haben – oder mit einer unverheirateten Frau, deren Eltern dies verbieten, oder mit jedem anderen unangemessenem Sexualpartner. Dies würden wir tun, wenn die Frau den starken Wunsch hätte, Bodhichitta zu entwickeln, jedoch völlig von sexueller Begierde nach uns überwältigt würde, so dass sie, sollte sie sterben, ohne mit uns Sex gehabt zu haben, einen tiefen Groll als einen Instinkt mit in zukünftige Leben nähme. Als Resultat wäre sie dann den Bodhisattvas und dem Weg des Bodhisattva gegenüber extrem feindselig eingestellt.

Wenn alle anderen Maßnahmen um zu verhindern, dass jemand eine äußerst negative Geisteshaltung gegenüber dem spirituellen Pfad des Altruismus entwickelt, fehlschlagen, berührt die Bereitschaft der Bodhisattvas, unangemessene sexuelle Handlungen zu vollziehen, einen wichtigen Punkt, den verheiratete Paare auf dem Bodhisattvapfad erwägen sollten. Manchmal entwickelt ein Paar Interesse am Dharma und einer der beiden, zum Beispiel die Frau, hegt den Wunsch zölibatär zu leben und hört auf eine sexuelle Beziehung mit ihrem Mann zu haben, obwohl er nicht in gleicher Weise darüber denkt. Er hat immer noch Anhaftung an Sex und empfindet ihre Entscheidung als eine persönliche Zurückweisung. Manchmal treibt der Fanatismus der Frau und ihr Mangel an Sensibilität dem Ehemann gegenüber, ihn dazu, aus Unzufriedenheit und Unglücklichsein dem Dharma dafür die Schuld zu geben. Er lässt sich scheiden und wendet sich voller Verbitterung vom Buddhismus ab. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, die feindselige Reaktion gegenüber dem spirituellen Pfad abzuwenden und die Frau die Bodhisattvagelübde einhält, täte sie gut daran zu prüfen, ob ihr Mitgefühl stark genug ist, um ihr zu erlauben, gelegentlich Sex mit ihrem Partner zu haben, ohne dabei ernsthaft ihrer Fähigkeit zu schaden, anderen zu helfen. Dies ist in Bezug auf tantrische Gelübde, die keusches Verhalten betreffen, sehr relevant.

Als angehende Bodhisattvas, sind wir bereit zu lügen, wenn dies das Leben anderer rettet oder verhindert, dass andere gefoltert oder verstümmelt werden. Wir zögern nicht, entzweiend zu reden, um unsere Kinder von einer Gruppe falscher Freunde zu trennen – oder Schüler von fehlleitenden Lehrern – die negativen Einfluss auf sie ausüben und die schädigende Haltungen und Verhalten ermutigen. Wir zögern nicht, grobe Sprache zu gebrauchen, um Kindern aus negativen Verhaltensweisen herauszuholen, wenn sie beispielsweise ihre Hausaufgaben nicht machen wollen und für Gründe der Vernunft nicht empfänglich sind. Und wenn andere, die am Buddhismus interessiert sind, vollkommen abhängig davon sind zu plaudern, zu trinken, auf Partys zu gehen, zu singen, zu tanzen oder Witze unterhalb der Gürtellinie zu erzählen oder Geschichten voller Gewalt zum Besten geben, sind wir bereit uns ihnen anzuschließen, wenn unsere Weigerung dazu führen würde, dass sie dächten, Bodhisattvas und Buddhisten allgemein hätten niemals Spaß und dass der spirituelle Weg für sie nicht geeignet sei.

Drei fehlerhafte Handlungen bezüglich unserer eigenen Situation

(5) Unseren Unterhalt durch einen falschen Lebenserwerb verdienen

Dies bezieht sich auf einen Lebenserwerb, den wir in unehrlicher und hinterhältiger Weise ausüben und der sich im Wesentlichen durch fünf Haupttypen charakterisieren lässt: (a) Vortäuschen oder Scheinheiligkeit, (b) Schmeichelei oder schöne Worte benutzen, um andere zu täuschen, (c) Erpressung oder in anderen Schuldgefühlen erzeugen, (d) Bestechungsgelder verlangen oder Strafen für imaginäre Vergehen einfordern und (e) anderen Bestechungsgelder zu geben, in der Hoffnung dafür etwas Größeres zurückzubekommen. Wir greifen zu einem solchen falschen Lebenserwerb, weil es uns völlig an ethischer Würde und Zurückhaltung mangelt.

(6) Aufregung suchen und sich oberflächlichen Aktivitäten zuwenden

Weil wir unzufrieden, ruhelos, gelangweilt oder hyperaktiv sind, und uns nach etwas Spannendem sehnen, stürzen wir uns auf oberflächliche Aktivitäten. Wir schlendern durch Einkaufspassagen, zippen uns durch diverse TV-Kanäle, verplempern unsere Zeit mit Computerspielen etc. Diese Dinge nehmen uns vollkommen in Anspruch und wir verlieren mehr und mehr die Kontrolle. Aber wir fügen unserer ethischen Übung, mit der wir uns selbst disziplinieren wollen, um positiv zu handeln und anderen zu helfen, keinen Schaden zu, wenn wir uns an solchen Aktivitäten beteiligen, um anderen zu helfen, z.B. um ihren Ärger zu beruhigen oder sie aus einer Depression herauszuholen. Das gleiche gilt, wenn wir sie unterstützen wollen, wenn sie von solchen Dingen abhängig sind, oder um ihr Vertrauen zu gewinnen, wenn sie uns gegenüber feindselig sind oder um alte Freundschaftsbande zu stärken. Wenn wir uns jedoch solchen Aktivitäten nur zuwenden, weil wir denken, wir hätten nichts Besseres zu tun, hintergehen wir uns selber. Es gibt immer etwas Besseres zu tun. Manchmal jedoch bedürfen wir einer Pause, um unsere Begeisterung und unsere Energie wieder zu erneuern, wenn wir müde oder niedergeschlagen sind. Solange wir dem vernünftige Grenzen setzen ist darin kein Fehler zu sehen.

(7) Beabsichtigen, nur in Samsara weiter herumzuwandern

In vielen Sutras wird erklärt, dass der Bodhisattva es vorzieht, in Samsara zu verweilen, anstatt selber Befreiung zu erlangen. Es ist ein Fehler, dies wörtlich zu nehmen und uns nicht zu bemühen, unsere störenden Emotionen und Geisteshaltungen zu überwinden und Befreiung zu erlangen, sondern unsere Verblendungen beibehalten und mit diesen Verblendungen versuchen anderen zu helfen. Dieses Gelübde unterscheidet sich vom achtzehnten Wurzelgelübde des Bodhisattva (Bodhichitta aufzugeben), bei dem wir uns dazu entschließen, die Bemühung um Befreiung und Erleuchtung völlig aufzugeben. Hier halten wir es lediglich für nicht wichtig oder unnötig, dafür unsere störenden Emotionen aufzugeben, die jedoch unsere Übung der ethischen Selbstdisziplin ernsthaft schwächen. Obwohl wir auf dem Bodhisattvapfad, besonders, wenn er Praktiken des Anuttarayoga-Tantra enthält, die Energien der Begierde umwandeln und nutzen um unseren spirituellen Fortschritt zu verbessern, bedeutet dies nicht, dass wir unseren Begierden freien Lauf lassen und nicht daran arbeiten, uns von ihnen zu befreien.

Zwei fehlerhafte Handlungen in Bezug auf uns selbst und andere

(8) Uns nicht von Verhalten befreien, das uns einen schlechten Ruf einbringt

Nehmen wir an, wir essen gerne Fleisch. Wenn wir mit Buddhisten zusammen sind, die sich vegetarisch ernähren und wir unbedingt ein Steak essen wollen, rufen wir ihre Kritik und Missachtung hervor. Sie werden das, was wir über den Dharma sagen, nicht ernst nehmen und Geschichten über uns verbreiten, die dazu beitragen, dass andere unempfänglich für unsere Hilfe werden. Es ist ein großer Fehler, wenn wir uns als angehende Bodhisattvas nicht von einem derartigen Verhalten befreien.

(9) Jene nicht in ihre Schranken verweisen, die unter dem Einfluss störender Emotionen und Geisteshaltungen handeln

Wenn wir in einem Büro, einer Schule, einem Kloster oder einem Haushalt eine leitende Position innehaben und aus Anhaftung an einige Mitglieder oder aus dem Wunsch heraus, gemocht zu werden, jene nicht tadeln oder bestrafen, die unter dem Einfluss störender Emotionen und Geisteshaltungen störend handeln, schaden wir der Disziplin und Moral der ganzen Gruppe.

Vier fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Übung der weitreichenden Geisteshaltung der Geduld auswirken

Geduld (tib. bzod-pa, Skt. kshanti) ist die Bereitschaft, sich ohne ärgerlich zu werden, mit jenen auseinander zu setzen, die einem selbst oder anderen Leid oder Schaden zufügen. Außerdem ist Geduld die Bereitschaft, ohne ärgerlich zu werden, Mühsal und Härten, die mit der Praxis des Dharma einhergehen, auf uns zu nehmen und auch die Bereitschaft, ohne ärgerlich zu werden mit dem eigenen Leiden umzugehen.

(1) Die vier positiven Übungen fallen lassen

Die vier Arten positiven Trainings beziehen sich darauf, in folgenden Situationen nicht Vergeltung zu üben wenn man (a) mit Worten beschimpft oder kritisiert wird, (b) zur Zielscheibe des Ärgers anderer Leute wird, (c) geschlagen wird oder (d) erniedrigt wird. Unsere Übung, in diesen vier herausfordernden Situationen nicht Vergeltung zu üben, wirkt als Ursache dafür, dass unsere Geduld wächst. Deshalb schaden wir der Entwicklung dieser positiven Eigenschaft wenn wir diese (Übung) beiseite schieben.

(2) Jene, die ärgerlich auf uns sind, ignorieren

Wenn andere ärgerlich auf uns sind oder einen Groll hegen und wir aus Stolz, Bosheit, Eifersucht, Faulheit, Gleichgültigkeit oder weil es uns egal ist, nichts dagegen unternehmen und nicht versuchen, ihren Ärger zu beschwichtigen, beeinträchtigen wir die Vervollkommnung der Geduld, weil wir dem Gegenteil von Geduld, nämlich dem Ärger, gestatten unvermindert zu verweilen. Um diesen Fehler zu vermeiden, entschuldigen wir uns, egal, ob wir die anderen tatsächlich gekränkt oder etwas Falsches getan haben.

(3) Die Entschuldigungen anderer nicht akzeptieren

Die dritte Übertretung der Wurzelgelübde des Bodhisattva bezieht sich darauf, die Entschuldigungen anderer nicht anzunehmen, wenn sie um Verzeihung bitten, während man gerade ärgerlich auf sie ist. Hier aber nehmen wir ihre Entschuldigung nicht an, nachdem sich die Situation ereignet hat wenn wir ihnen böse sind.

(4) Im Ärger verharren

Wenn wir in irgendeiner Situation ärgerlich geworden sind, handeln wir der Entwicklung von Geduld entgegen, wenn wir im Ärger verweilen und Groll hegen, ohne Gegenmitteln anzuwenden. Dagegen liegt kein Fehler vor, wenn wir Gegenmittel anwenden, um den Ärger zu vermindern (indem wir zum Beispiel die Meditation der Liebe gegenüber den Objekten unseres Ärgers durchführen), dabei aber nicht erfolgreich sind. Weil wir es wenigstens versucht haben, schwächen wir unsere Entwicklung von Geduld nicht.

Drei fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf das Üben der weitreichenden Geisteshaltung der Ausdauer auswirken

Ausdauer (tib. brtson-grus, Skt. virya, positiver Enthusiasmus) ist Elan zu tun, was konstruktiv ist.

(1) Einen Kreis von Anhängern um sich sammeln, weil man Verehrung und Respekt möchte

Wenn wir einen Kreis von Freunden, Bewunderern oder Schüler um uns sammeln, oder wir uns entschließen, zu heiraten oder mit jemanden zusammenzuleben, weil wir uns wünschen von anderen respektiert zu werden, geliebt zu werden, Zuneigung zu erfahren oder weil wir uns danach sehnen mit Geschenken überhäuft zu werden, bedient zu werden, dass sie unseren Rücken massieren oder alltägliche Aufgaben für uns verrichten, verlieren wir unsere Begeisterung, selbst etwas Positives zu tun, wie beispielsweise anderen zu helfen. Wir sind in diesem Fall von einer niederen Art und Weise des Handelns angezogen, nämlich dass wir anderen sagen wollen, was sie für uns tun sollen.

(2) Nichtstun aus Faulheit und aus anderen Gründen

Wenn wir einfach der Faulheit, Gleichgültigkeit, Apathie, den Stimmungen, in denen wir uns nicht danach fühlen, irgendetwas zu tun, nachgeben, oder wir einfach an nichts interessiert sind, oder wir unserer Sucht danach, lange zu schlafen und den ganzen Tag im Bett herumzuliegen, oder herumzulungern und nichtszutun, nachgeben, dann werden wir davon abhängig und wir verlieren unsere Begeisterung, anderen zu helfen. Natürlich ruhen wir uns aus, wenn wir krank oder erschöpft sind, aber es ist eine großer Fehler uns zu sehr zu verwöhnen, indem wir übermäßig sanft mit uns umgehen.

(3) Aus Anhaftung dazu greifen, die Zeit mit Geschichten zu vertreiben

Das dritte Hindernis, welches das Wachstum unserer Begeisterung anderen zu helfen behindert, ist sinnlos die Zeit zu vergeuden. Dies bezieht sich darauf, Geschichten über Sex, Gewalt, Prominente, politische Intrigen und so weiter zu erzählen, ihnen zuzuhören, sie zu lesen, im Fernsehen oder Kino anzuschauen oder im Internet zu surfen, um sie zu finden.

Drei fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Übung der weitreichenden Geisteshaltung der geistigen Stabilität auswirken

Geistige Stabilität (tib. bsam-gtan, Skt. dhyana, Konzentration) ist ein Geisteszustand, der sein Gleichgewicht oder seinen Fokus nicht aufgrund von störenden Emotionen, Abdriften des Geistes oder geistiger Dumpfheit verliert.

(1) Die Mittel nicht anwenden, mit deren Hilfe sich vertiefte Konzentration erreichen lässt

Wenn ein Meister Belehrungen darüber gibt, wie man seinen Geist in einen Zustand der gesammelten Konzentration (tib. ting-nge-‘dzin, Skt. samadhi) bringt, und wir aus Stolz, Bosheit, Eifersucht, Faulheit oder Gleichgültigkeit nicht zu den Belehrungen gehen, wie können wir dann jemals unsere geistige Stabilität kultivieren oder vergrößern? Aber wenn wir krank sind oder annehmen, dass die Belehrungen nicht korrekt sind oder schon vollkommene Konzentration erreicht haben, brauchen wir nicht hinzugehen.

(2) Uns nicht von den Hindernissen befreien, welche die geistige Stabilität verhindern

Wenn wir Meditation üben, um gesammelte Konzentration zu erreichen, begegnen wir den fünf Haupthindernissen. Wenn wir ihnen nichts entgegensetzen und nicht versuchen, sie zu beseitigen, schaden wir unserer Entwicklung geistiger Stabilität. Wenn wir versuchen, sie zu beseitigen, dabei jedoch noch nicht erfolgreich sind, liegt dagegen kein Fehler vor. Die fünf Hindernisse sind: (a) Absichten, einer der fünf Arten begehrenswerter Sinnesobjekte nachzugehen, (b) boshafte Gedanken, (c) vernebelter Geist und Schläfrigkeit (d) Flatterhaftigkeit des Geistes und Bedauern, (e) unentschlossenes Wanken oder Zweifel.

(3) Den Geschmack der Glückseligkeit, den wir aus der geistigen Stabilität gewinnen, für den Hauptvorteil halten

Normalerweise ist ein großer Teil unserer Energie in Nervosität, Sorgen, Unentschlossenheit, sehnsüchtigen oder ablehnenden Gedanken usw. gebunden, oder wir drücken sie mit Dumpfheit und Schläfrigkeit nieder. Je konzentrierter und gesammelter unser Geist wird, desto mehr wird von dieser Energie frei. Das Freiwerden der Energie erfahren wir dann als ein Gefühl von körperlicher und geistiger Glückseligkeit. Je stärker die Glückseligkeit wird, desto stärker zieht sie uns in die Sammlung hinein. Aus diesem Grund erzeugt und verwendet man im Anuttarayoga-Tantra sogar noch intensivere glückselige Geisteszustände, als jene, die man nur aus der perfekten Konzentration gewinnt. Ziel dabei ist, damit die geistige Aktivität des subtilsten Klaren Lichtes zu erreichen und sie in einem Verständnis der Leerheit zu absorbieren. Wenn wir auf irgendeiner der Stufen der Entwicklung geistiger Stabilität Anhaftung an die Glückseligkeit entwickeln, unabhängig davon, ob sie im Kontext einer tantrischen Praxis auftritt oder nicht, und wir die Glückseligkeit, die wir durch die Praxis erfahren, als ein maßgebliches Ziel halten, behindern wir ernsthaft die Entwicklung der weitreichenden Geisteshaltung der geistigen Stabilität.

Acht fehlerhafte Handlungen, die sich nachteilig auf die Übung der weitreichenden Geisteshaltung des unterscheidenden Gewahrseins auswirken

Unterscheidendes Gewahrsein (tib. shes-rab, Skt. prajna, Weisheit) ist der Geistesfaktor der eindeutig unterscheidet zwischen richtig und falsch, angemessen und unangemessen, hilfreich und schädlich und so weiter.

(1) Das Fahrzeug der Shravakas aufgeben

Die sechste Übertretung der Wurzelgelübde der Bodhisattva bezieht sich darauf, zu behaupten, dass die schriftlichen Quellen des Fahrzeuges der Shravakas nicht die Worte des Buddha sind. Die vierzehnte Übertretung wäre zu sagen, dass die Belehrungen dieses Fahrzeuges nicht ausreichend sind, um Anhaftung usw. zu überwinden. Die dreizehnte Übertretung der Wurzelgelübde wäre es, einem Bodhisattva, der die Laiengelübde oder die klösterlichen Pratimoksha-Gelübde (Gelübde der individuellen Befreiung) – die Teil der Lehre des Shravaka-Fahrzeuges sind – einhält, zu sagen, dass Bodhisattvas diese Gelübde nicht einhalten müssen. Damit diese Übertretung vollständig wird, müssen Bodhisattvas, die unsere Worte hörten, tatsächliche ihre Pratimoksha-Gelübde aufgeben. Hier, bei dem Nebengelübde „Das Fahrzeug der Shravakas aufgeben“, besteht die fehlerhafte Handlung nur darin, zu denken oder zu äußern, dass Bodhisattvas den Lehren des Shravaka-Fahrzeuges nicht zuhören müssen – dass sie insbesondere nicht den Regeln der Disziplin der Pratimoksha-Gelübde zuhören müssen – oder dass sie die Gelübde nicht aufrecht erhalten oder üben müssen. Niemand braucht wirklich seine Gelübde aufzugeben.

Indem wir Regeln der Disziplin, die wir einzuhalten gelobt haben, studieren und einhalten, steigern wir unsere Fähigkeit zu unterscheiden, welche Verhaltensweisen wir annehmen und welche wir ablegen sollten. Wenn wir leugnen, dass wir uns mittels der Pratimoksha-Gelübde üben müssen, schwächen wir unsere Entwicklung des unterscheidenden Gewahrseins. Wir kommen auch mit falschem unterscheidenden Gewahrsein zu dem Schluss, dass die Lehren des Shravaka-Fahrzeuges nur für die Shravakas wirklich wichtig sind und für Bodhisattvas keinen Wert haben.

(2) Sich in Bezug auf dies (Fahrzeug der Shravakas) bemühen, obwohl wir unsere eigenen Methoden (Bodhisattva-Fahrzeug) haben

Wenn wir all unsere Bemühungen darauf ausrichten, lediglich die Pratimoksha-Gelübde zu studieren und aufrecht zu erhalten, und wir dabei vernachlässigen die Bodhisattvalehren über Mitgefühl und Weisheit zu studieren, dann schwächen wir ebenfalls unser unterscheidendes Gewahrsein. Wenn wir uns in den Lehren des Shravaka-Fahrzeuges bemühen, dann bemühen wir uns gleichzeitig auch in den Bodhisattvalehren.

(3) Sich beim Studium nichtbuddhistischer Texte bemühen, wenn dies nicht getan werden sollte

Kommentaren zu Folge bezieht sich „nichtbuddhistische Texte“ auf Werke über Logik und Grammatik. Diesen können wir zweifelsohne Bücher zum Erlernen von Fremdsprachen hinzufügen, wie auch Büchern des modernen Ausbildungscurriculums, z.B. über Mathematik, Wissenschaft, Psychologie oder Philosophie. Der Fehler liegt hier darin, dass wir all unser Bemühen dem Studium dieser Themen widmen, und dabei vernachlässigen, die Lehren des Mahayanas zu studieren und zu üben, bis wir sie schließlich ganz und gar vergessen. Wenn wir sehr intelligent sind und Dinge schnell verstehen können, ein gutes und sicheres Verständnis der Mahayanalehren über Logik und Vernunft haben, und auch in der Lage sind, diese Lehren über lange Zeit hinweg im Gedächtnis zu behalten, liegt kein Fehler vor, wenn wir nichtbuddhistische Texte studieren, sofern wir unsere täglichen Studien und Übungen des Mahayana beibehalten.

Nichttibetische Studenten des Buddhismus, die die tibetische Sprache studieren möchten, tun gut daran, diese Richtlinie im Sinn zu behalten. Wenn sie in der Lage sind, Sprachen schnell und leicht zu lernen, und sie bereits eine gute Grundlage des Buddhismus haben und ihnen auch genug Zeit zur Verfügung steht, sowohl die Sprache als auch den Dharma zu studieren, können sie großen Nutzen daraus ziehen, Tibetisch zu lernen. Sie können ihre Sprachkenntnis dann benutzen, den Dharma tiefgründiger zu studieren. Wenn sie jedoch das Erlernen von Sprachen schwierig finden und ihnen nur begrenzt Zeit und Energie dafür zur Verfügung steht, und sie auch noch kein gutes Verständnis des Buddhismus oder keine stabile tägliche Meditationspraxis haben, schaden und behindern sie ihre spirituelle Entwicklung, indem sie Tibetisch lernen. Es ist sehr wichtig unsere Prioritäten abzuwägen.

(4) Selbst wenn man in der Lage ist, sich (im Studium nichtbuddhistischer Texte) zu bemühen, sich völlig in sie verlieben

Vielleicht sind wir (unter den oben beschriebenen Einschränkungen) in der Lage, nichtbuddhistische Themen, wie beispielsweise die tibetische Sprache, zu studieren. Aber wenn wir von dem jeweiligen Thema völlig in den Bann gezogen werden, geben wir vielleicht sogar unsere spirituelle Praxis auf und konzentrieren uns vollständig auf weniger wichtige Themen. Tibetisch zu sprechen oder Mathematik zu verstehen bringt uns keine Freiheit von unseren störenden Emotionen und Geisteshaltungen, und auch nicht von den Problemen und Leiden, die ihnen nachfolgen. Dieses Wissen verleiht uns nicht die Fähigkeit, anderen so umfassend wie möglich zu helfen. Lediglich die Vervollkommnung des Bodhichitta und der weitreichenden Geisteshaltungen, insbesondere des unterscheidenden Gewahrseins der Leerheit, kann uns zu diesem Ziel führen. Um sich daher gegen blinde Vernarrtheit gegenüber nichtbuddhistischen Themen zu schützen (die zu studieren sicherlich ganz hilfreich sein kann, aber gewiss nicht das Wesentliche ist, auf die wir uns ausrichten) studieren wir sie besonnen und behalten eine angemessene Perspektive bei. In dieser Weise können wir mit unterscheidendem Gewahrsein richtig entscheiden, was wesentlich ist und bewahren uns davor, durch weniger wichtige Angelegenheiten fortgetragen zu werden.

(5) Das Mahayana-Fahrzeug aufgeben

Die sechste Übertretung der Wurzelgelübde, bezieht sich darauf zu erklären, dass die Schriften des Mahayana nicht die Worte des Buddha sind. Hier akzeptieren wir zwar, dass die Schriften des Mahayana im allgemeinen authentisch sind, kritisieren jedoch gewisse Aspekte von ihnen, insbesondere Texte, die sich mit den unglaublich großen Taten der Bodhisattvas befassen, wie auch die unvorstellbar tiefen Lehren über Leerheit. Die erstgenannten Texte umfassen Beschreibungen von Buddhas, in denen sie sich selber in zahllose Formen multiplizieren und gleichzeitig unzähligen Wesen in den Myriaden von Welten helfen. Die letztgenannten Schriften umfassen kurze und prägnante Verse, die äußerst schwer zu ergründen sind. Wir schmälern unser unterscheidendes Gewahrsein, indem wir diese Schriften auf eine der folgenden vier Arten zurückweisen: (a) ihr Inhalt ist von geringer Qualität – es handelt sich um vollkommenen Unsinn, (b) ihre Ausdrucksweise ist von geringer Qualität, sie sind so schlecht geschrieben, dass sie keinen Sinn ergeben, (c) ihr Autor ist mittelmäßig – es handelt sich hier nicht um die Worte eines erleuchteten Buddha, oder (d) ihr Nutzen ist unterlegen – sie sind für niemanden nützlich. Indem wir auf diese Art falsch unterscheiden, nämlich in einer engstirnigen und hitzköpfigen Weise, schaden wir unserer Fähigkeit irgendetwas richtig zu unterscheiden.

Wenn wir mit Belehrungen oder Texten konfrontiert sind, die wir nicht verstehen können, bleiben wir aufgeschlossen und vorurteilslos. Wir denken: Obwohl wir die Texte oder Belehrungen jetzt noch nicht wertschätzen oder ergründen können, verstehen die Buddhas und die hoch verwirklichten Wesen diese Worte und nutzen anderen auf unendlich vielen Arten und Weisen, indem sie die Bedeutung dieser Worte verwirklichen. So entwickeln wir den festen Entschluss (tib. mos-pa) zu versuchen, die Worte in Zukunft zu verstehen. Es ist kein Fehler, wenn wir diesen festen Entschluss nicht haben, solange wir die Lehren nicht herabsetzen und verunglimpfen. Zumindest bewahren wir Gleichmut und geben zu, dass wir die Lehren nicht verstehen.

(6) Uns selbst loben und/oder andere herabsetzen

Die erste Hauptübertretung (der Wurzelgelübde des Bodhisattva) bezieht sich darauf, sich selber zu loben oder andere herabzusetzen und dabei von der Gier nach Gewinn oder von Eifersucht motiviert zu sein. Hier aber ist die Motivation Stolz, Eitelkeit, Überheblichkeit oder Ärger. Eine solche Motivation entsteht, wenn wir mit falschem unterscheidenden Gewahrsein zu dem Schluss kommen, wir seien besser als andere.

(7) Dem Dharma zuliebe nicht irgendwo hingehen

Die zweite Übertretung (der Wurzelgelübde des Bodhisattva) bezieht darauf, den Dharma aus Anhaftung und Knauserigkeit nicht zu lehren. Hier aber besteht der Fehler darin, aus Stolz, Ärger, Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit nicht den Dharma zu lehren, keine buddhistischen Rituale auszuführen, nicht zu buddhistischen Zeremonien zu gehen oder Belehrungen nicht zu hören. Mit einer solchen Motivation unterscheiden wir nicht richtig zwischen dem, was lohnenswert ist, und dem, was sich nicht lohnt. Es ist jedoch kein Fehler, wenn wir nicht zu den Veranstaltungen gehen, weil wir denken, dass wir kein Lehrer sind oder weil wir zu krank sind. Es liegt auch kein Fehler vor, wenn wir vermuten, dass die Lehren, die wir hören oder geben würden, unkorrekt sind oder wenn wir wissen, dass das Publikum die Lehren schon wiederholt gehört hat und sich mit ihnen auskennt. Des Weiteren liegt auch kein Fehler vor, wenn wir nicht zu Veranstaltungen hingehen, weil wir diese Lehren schon vollständig erhalten, verstanden und auch vollständig gemeistert haben, so dass wir sie nicht mehr zu hören brauchen. Möglicherweise sind wir auch bereits völlig auf die Lehren ausgerichtet und absorbiert in ihnen, so dass wir keine Erinnerung an sie brauchen oder sie sind einfach jenseits unseres Fassungsvermögens und wir wüssten, dass wir beim Zuhören nur verwirrt würden. Außerdem würden wir sicher nicht zu Veranstaltungen gehen, wenn unser Lehrer oder unsere Lehrerin darüber nicht erfreut wäre – wenn er oder sie uns beispielsweise aufgetragen hätte, etwas anderes zu tun.

(8) Sich auf die Sprache stützen, um einen Lehrer herabzuwürdigen

Wir schwächen unsere Fähigkeit richtig zu unterscheiden, wenn wir spirituelle Lehrer nach ihrer Sprache beurteilen. Wir machen Lehrer lächerlich oder lehnen sie ab, weil sie mit einem starken Akzent sprechen und viele grammatikalische Fehler machen, obwohl das, was sie erklären, richtig ist. Stattdessen laufen wir Lehrern nach, die sich vielleicht sehr elegant ausdrücken, aber völligen Unsinn reden.

Zwölf fehlerhafte Handlungen, die (der Absicht) widersprechen, zum Wohle anderer zu arbeiten

(1) Den Hilfsbedürftigen nicht helfen

Wir stehen aus Ärger, Stolz, Faulheit oder Gleichgültigkeit acht Arten von Personen nicht zur Seite, die der Hilfe in folgenden Bereichen bedürfen: (a) beim Treffen von Entscheidungen in Bezug auf etwas Positives, etwa bei einer Versammlung, (b) beim Reisen, (c) beim Lernen einen Fremdsprache, die wir beherrschen, (d) beim Erledigen von Aufgaben, die keine ethischen Fehler haben, (e) beim Bewachen von Haus, Tempel oder Besitz, (f) beim Beendigen eines Kampfes oder Streites, (g) beim Feiern eines Ereignisses wie beispielsweise einer Hochzeit, oder (h) bei gemeinnütziger Arbeit. In solchen Situationen die erbetene Hilfe abzulehnen, schadet unserem Bemühen, anderen zu helfen, nicht, wenn wir krank sind, unsere Hilfe bereits woanders zugesagt haben, jemand anderes senden können, der fähig ist, die Aufgabe zu übernehmen, wir bereits mit einer anderen positiven Handlung beschäftigt sind, die dringlicher ist oder wir in der Situation nicht kompetent helfen könnten. Es liegt auch kein Fehler vor, wenn die Aufgabe anderen schaden würde, dem Dharma widerspräche oder unvernünftig wäre. Es liegt auch kein Fehler vor, wenn derjenige, der um unsere Hilfe bittet, in der Lage ist, woanders Hilfe zu finden oder jemand Verlässlichen kennt, der Unterstützung für ihn finden kann.

(2) Vernachlässigen, den Kranken zu helfen

Aus Ärger, Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit (den Kranken nicht helfen).

(3) Leiden nicht lindern

Aus den gleichen Gründen. Sieben Arten von Personen, die mit Schwierigkeiten belastet sind, bedürfen besonderer Fürsorge: (a) die Blinden, (b) die Tauben, (c) Behinderte und Menschen mit Amputationen, (d) erschöpfte Reisende, (e) alle, die an einem der 5 Hindernisse leiden, die geistige Stabilität verhindern, (f) denjenigen, die feindselig sind und starke Vorurteile haben und (g) diejenigen, die eine hohe Position verloren haben.

(4) Die Unbesonnenen nicht in Übereinstimmung mit ihrem Charakter belehren

Unter unbesonnenen (tib. bag-med) Personen versteht man diejenigen, die sich nicht um die Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung in Bezug auf das Verhalten kümmern. Sie werden als Folge ihres Verhaltens in diesem und in zukünftigen Leben Unglück und Probleme erfahren. Wir können solchen Leuten nicht helfen, wenn wir in selbstgerechter Art und Weise entrüstet sind und ihr Verhalten missbilligen. Um sie erreichen zu können, müssen wir geschickt vorgehen und unsere Herangehensweise modifizieren, um auf ihre ganz spezielle Situation eingehen zu können. Wenn unser Nachbar beispielsweise ein leidenschaftlicher Jäger ist, ist es ungünstig, wenn wir ihn voller Empörung belehren, dass er dafür in der Hölle schmoren wird. Der Nachbar würde dann möglicherweise nie wieder etwas mit uns zu tun haben wollen. Eher freunden wir uns mit ihm an und sagen, wie freundlich es von ihm ist, Familie und Freunde mit Wildfleisch zu versorgen. Sobald er für unseren Ratschlag empfänglich geworden ist, können wir ganz allmählich vorbringen, dass es bessere Möglichkeiten gibt, sich zu entspannen und andere glücklich zu machen, ohne dabei Leben zu nehmen.

(5) Hilfe, die man empfangen hat, nicht erwidern

Hier ist gemeint, den Menschen, die uns geholfen haben, im Gegenzug nicht helfen zu wollen, oder uns nicht daran zu erinnern, oder noch nicht einmal daran zu denken, die empfangenen Hilfe zu erwidern. Es liegt jedoch kein Fehler vor, wenn es uns beim Versuch, die Hilfe zu erwidern, an Wissen und Fähigkeiten mangelt, zum Beispiel wenn es sich auf die Reparatur eines Autos bezieht oder wir zu schwach sind. Darüber hinaus würden wir andere nicht zwingen unser Hilfsangebot anzunehmen, wenn sie für ihre Hilfe gar nichts zurückbekommen wollen.

(6) Den Kummer anderer nicht lindern

Wenn wir aus Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit versäumen, andere zu trösten, die einen geliebten Menschen, ihr Geld oder wertvollen Besitz verloren haben, dann handeln wir falsch. Diejenigen, die erschüttert oder niedergeschlagen sind, bedürfen unserer ernsthaften Zuneigung, Sympathie und unseres Verständnisses, aber sicherlich nicht des Mitleids.

(7) Jenen nichts geben, die der Wohltätigkeit bedürfen

Wenn wir Wesen, die der Wohltätigkeit bedürfen aus Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit nichts geben, ist das ein Fehler. Wenn wir aber aus Knauserigkeit nichts geben, handelt es sich um einen Bruch der Wurzelgelübde.

(8) Nicht für die Bedürfnisse der Menschen in unserem Umkreis sorgen

Wenn wir aus Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit unseren Verwandten, unserem Freundeskreis, unseren Arbeitskollegen, Angestellten, Schülern usw. nicht helfen, ist darin ein großer Fehler zu sehen, insbesondere, wenn wir im sozialen Bereich engagiert sind und es unsere Aufgabe ist, andern helfen. Wir müssen für ihre physischen Bedürfnisse Sorge tragen und uns um ihr spirituelles Wohlergehen kümmern. Wie können wir vorgeben, allen Wesen zu helfen, wenn wir die Bedürfnisse der uns Nahestehenden ignorieren?

(9) Den Vorlieben anderer nicht entsprechen

Es ist ein Fehler, sich den Bedürfnissen anderer nicht anzupassen, solange, das (Verhalten), welches sie sich von uns wünschen oder das, was ihnen gefällt, weder für sie, noch für andere schädlich ist. Jeder tut Dinge auf seine ganz eigene Art und Weise, und ein jeder hat einen individuellen Geschmack. Wenn wir das aus Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit nicht anerkennen, fangen wir schnell einen kleinlichen Streit an, z.B. darüber, wo wir essen wollen, oder wir sind ihren Präferenzen gegenüber unsensibel und lösen in ihnen Unwohlsein oder Ressentiment aus, wenn wir das Essen bestellen.

(10) Die Talente und guten Qualitäten anderer nicht loben

Wenn wir aus Ärger, Bosheit, Faulheit oder Gleichgültigkeit versäumen, andere zu loben, wenn sie etwas gut gemacht haben oder wir mit der Anerkennung anderer übereinstimmen, schwächen wir unser Interesse und unsere Begeisterung für ihr weiteres Wachstum. Wenn andere jedoch verlegen werden, wenn man sie privat oder öffentlich lobt, oder sie stolz und eitel würden, wenn man sie persönlich loben würde, dann sagen wir besser nichts.

(11) (Jemanden) nicht bestrafen, wenn die Umstände es erfordern

Um anderen zu helfen, ist es notwendig sie zu disziplinieren, wenn sie unfolgsam sind. Wenn wir dies nicht tun, weil wir emotionale Probleme damit haben, oder aus Faulheit, Gleichgültigkeit, oder weil wir uns nicht darum kümmern möchten, dann schädigen wir unsere Fähigkeit wirksame Führer zu sein.

(12) Fähigkeiten, wie zum Beispiel außerphysikalische Kräfte oder die Fähigkeit, Zaubersprüche auszusprechen, nicht gebrauchen

Gewisse Situationen bedürfen besonderer Methoden, um anderen zu helfen, wie beispielsweise den Gebrauch von außerphysikalischen Kräften (tib. rdzu-‘phrul). Wenn wir diese Fähigkeiten besitzen, sie jedoch in Situationen, in denen sie angemessen und effektiv sein könnten, nicht anwenden, schaden wir unserer Fähigkeit, anderen zu helfen. Wir versuchen alle Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die wir haben, zu gebrauchen, um anderen von Nutzen sein zu können.

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