Weitere Expansion der Umayyaden nach Westturkistan

Im übrig bleibenden Zeitabschnitt der Umayyaden-Dynastie über die folgenden Jahre der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts gab es einen verwirrend häufigen Wechsel von Allianzen als immer mehr Mächte sich in die Auseinandersetzungen um die Kontrolle von Westturkistan und die Seidenstrasse einmischten. Bei einer Überprüfung der Hauptgeschehnisse wird klar, dass die arabischen Umayyaden keine fanatischen religiösen Extremisten waren, die den Islam innerhalb eines Meeres von Ungläubigen verbreiten wollten, sondern nur eines von zahlreichen ehrgeizigen Völkern, die nach politischen und wirtschaftlichen Vorteilen strebten. Alle Mächte, die Umayyaden eingenommen, schlossen und brachen ständig Allianzen, was nicht auf Religion basierte, sondern aus pragmatischen, militärischen Gründen.

Sich verändernde Allianzen und die Kontrolle von Territorien

Bis zur Mitte der Herrschaft von Umar II. (reg. 717 – 720) kontrollierten die Umayyaden Baktrien und die Städte von Buchara, Samarkand und Ferghana (Fargʻona, Fergana) in Sogdien. Die Tibeter waren ihre Verbündeten. Die turgisischen Türken hielten das übrige Sogdien, besonders Taschkent sowie auch Kashgar und Kucha im westlichen Tarimbecken. Die Truppen der Tang-Chinesen lagen in Turfan am östlichen Ende des Tarimbeckens und in Beshbaliq (Beiling) jenseits des Tianshan-Gebirges in Turfans Norden. Die Osttürken hielten das übrige Westturkistan nördlich von Sogdien, eingeschlossen Suyab (heute: Ak-Beschim), während die Tibeter eine Präsenz entlang der südlichen Tarimroute beibehielten. Ein Sympathisant der Tang saß allerdings auf dem Thron von Khotan. Die Turki-Shahi waren auf Gandhara beschränkt. Außer den umayyadischen Arabern waren alle anderen Makler der Macht in Zentralasien bis zu einem bestimmten Grad Unterstützer des Buddhismus. Das scheint aber keinen Einfluss auf die folgenden Geschehnisse gehabt zu haben.

Karte 10: Zentralasien um ungefähr 720 u. Z.
Karte 10: Zentralasien um ungefähr 720 u. Z.

Aus dem Tod des umayyadischen General Qutaiba Vorteile ziehend, waren die Truppen der Tang die ersten, die sich bewegten. Von ihrer Befestigung in Turfan losziehend und Ostturkistan nördlich des Tianshan-Gebirges überquerend, eroberten sie Kucha und Kashgar von den Turgisen, indem sie diese aus dem Hinterhalt angriffen. Die entfernt westliche Flanke des Tianshan nach Westturkistan überquerend, eroberten sie dann Suyab von den Osttürken, Fergana von den Umayyaden und Taschkent von den Turgisen.

An diesem Punkt reorganisierten sich die Turgisen unter einem anderen Führer und eine neue Gruppe von Türken fand sich auf dem Schauplatz ein, die Qarluq (Kharlukh, Karluk, tib. Gar-log), in Dzungaria, die gleichfalls Förderer des Buddhismus waren. Die Karluk ersetzten die Osttürken im Territorium des nördlichen Westturkistans jenseits der von den Tang gehaltenen Stadt Suyab und verbanden sich mit den Han-Chinesen. Die Turgisen wiederum schlossen sich der arabisch-tibetischen Allianz an. Die Turgisen eroberten sodann ihr Heimatland bei Suyab zurück und die Umayyaden eroberten im Gegenzug wieder die Provinz und Stadt Ferghana zurück. Taschkent wurde vorübergehend unabhängig. Den Streitkräften der Tang blieben nur Kashgar und Kucha.

Karte 11: Zentralasien, ungefähr um 725 u. Z.
Karte 11: Zentralasien, ungefähr um 725 u. Z.

Die Wiedereinsetzung der Herrschaft der Umayyaden in Sindh

Im Jahr 724 sandte der neue umayyadische Kalif Hashim (reg. 724 – 743) General Junaid nach Süden, um die Kontrolle über Sindh zu behaupten. Die von den Arabern angeführten Streitkräfte siegten in Sindh, versagten aber bei ihrem Versuch, Gujarat und den Westpunjab zu übernehmen. Als Statthalter von Sindh fuhr General Junaid damit fort, die frühere Politik der Umayyaden weiterzuführen, dass heißt sowohl von den Hindus und Buddhisten eine Kopfsteuer einzufordern, sowie von Anhängern beider Religionen, die zu ihren heiligen Stätten pilgern wollten, eine Abgabe zu verlangen.

Obwohl die Hindu-Pratihara-Herrscher im Westpunjab die Kraft gehabt hätten, die Streitkräfte der Umayyaden aus Sindh zu vertreiben, hielten sie sich von einer solchen Tat zurück. Die Muslime hatten gedroht, die wichtigsten Hindu-Schreine und Bilder zu zerstören, wenn die Truppen der Pratihara-Dynastie angreifen sollten. Die Herrscher der Pratihara-Dynastie betrachteten die Bewahrung ihrer heiligen Orte für wichtiger als das Wiedererlangen der Kontrolle über traditionelles Territorium. Dies ist ein weiterer Hinweis, dass die Umayyaden-Araber die Zerstörung der nicht-muslimischen religiösen Stätten als vordringliche Akte der Machtpolitik ansahen.

Der Verlust der Umayyaden und das Wiedererlangen von Sogdien

Inzwischen beendeten die Turgisen, nachdem ihr Selbstvertrauen durch die Rückgabe ihres Heimatlandes Suyab gestärkt wurde, ihre kurzzeitige Allianz mit den Umayyaden. Den Aufmarsch des größeren Teils der arabischen Truppen in Sindh nutzend, wandten sich die Turgisen gegen die Umayyaden und vertrieben sie aus Fergana und benachbarten Gebieten in Sogdien. Die Tibeter folgten dem turgisischen Vorbild und wechselten gleichfalls die Seiten. Die neue turgisisch-tibetische Allianz drehte sich um die Umayyaden und bis zum Jahr 729 vertrieben sie diese aus dem größten Rest von Sogdien und Baktrien.

Den Arabern blieb nur Samarkand

Die Umayyaden verbündeten sich selbst zeitweise mit Tang-China, um der mächtigen turgisisch-tibetischen Allianz zu begegnen. 736 besiegten sie die Turgisen bei Suyab. Mit dem Tod ihres Königs zwei Jahre später zersplitterten sich die turgisischen Stämme und wurden sehr schwach. Die Han-Chinesen behielten Suyab und setzten ihre Kriege gegen die Tibeter fort, während die Umayyaden sich nach Baktrien und den Rest von Sogdien zurückzogen. Dies veranlasste die Tibeter, ihre traditionelle Allianz mit den Turki-Shahi durch einen Besuch des tibetischen Königs in Kabul im Jahr 739 wiederzubeleben, um eine Hochzeitsverbindung zwischen Kabul und Khotan zu feiern.

Der Tang-Hof nahm nun eine Politik auf, bei der die Dissidenten in den von den Umayyaden besetzten Städten von Sogdien unterstützt wurden. Einmal kamen sie sogar von Suyab heruntergestürmt und plünderten Taschkent, das sie erst vor kurzem erobert hatten. Von nun an waren die sino-arabischen Beziehungen angespannt. Der Konflikt gründete nicht auf religiösen Differenzen, sondern war rein politisch motiviert. Im folgenden Abschnitt wollen wir diesen Konflikt näher erforschen.

Karte 12: Zentralasien, ungefähr um 740 u. Z.
Karte 12: Zentralasien, ungefähr um 740 u. Z.

Eine Analyse der Angriffe der Tang auf das von Umayyaden gehaltene Sogdien

Wenn wir die politische Vorgehensweise des Tang-chinesischen Kaisers dieser Zeit erforschen, können wir besser verstehen, dass die späten Umayyaden nicht kämpferisch versuchten andere Menschen zum Islam zu bekehren und dass die Unterstützung des Tang-Kaisers von Umayyaden-Dissidenten in Sogdien nicht aus einer buddhistischen Antipathie gegenüber dem Islam heraus geschah.

Zwei Ereignisse bilden die Bühne für die Politik des Kaisers. Erstens, als Xuanzongs Großmutter, die Kaiserin Wu, die Tang Dynastie gestürzt hatte, indem sie sich auf den tausendjährigen Buddhismus berief und alle buddhistischen Mönche von Steuern befreite, um dadurch ihre Unterstützung zu gewinnen. Zweitens, dass der Kaiser kurz nach der Thronbesteigung viele Sogdier, die sich in der Mongolei angesiedelt hatten, nach Han-China vertrieb. Des Kaisers Reaktion auf diese zwei Entwicklungen führte vielleicht zu seiner Vorgehensweise in Sogdien.

Die Einladung der Sogdier in die Mongolei und deren darauf folgende Ausweisung

Obwohl es entlang der Seidenstraße und in Han-China Jahrhunderte schon vorher sogdische Kaufleute gegeben hatte, gelangte in der Mitte des 6. Jahrhunderts ein großer Zustrom sogdischer Immigranten in diese Region. Der Zustrom ist auf die religiöse Unterdrückung durch den iranischen Sassaniden-Kaiser Chosrau I. (reg. 531-578) zurückzuführen. Während des ersten osttürkischen Reichs (553-630), besaßen diese Sogdier eine bevorzugte Stellung bei den Osttürken. Viele Sogdier wurden von ihrer Gemeinschaft nach Turfan in die Mongolei eingeladen und trugen dazu bei, dass buddhistische Texte in die alte türkische Sprache übersetzt wurden. Die Regierung benutzte die sogdische Sprache und die sogdische Schrift für ihre Handelsgeschäfte. Während des Verlaufs des zweiten Zeitabschnitts osttürkischer Herrschaft (682-744) stachelte der mächtige Minister Tonyuquq seine Herrscher allerdings zu einem anti-buddhistischen Kurs an.

Tonyuquq machte den negativen Einfluss des Buddhismus auf die Türken für die Niederlage der ersten osttürkischen Dynastie durch die Tang verantwortlich. Der Buddhismus lehrte Sanftmut und Gewaltlosigkeit, die den Türken ihren kriegerischen Geist raubte. Er rief zur Rückkehr zum traditionellen pan-türkischen Kult des nomadischen Kriegers auf, wobei er sich wünschte, dass dessen starkes Ethos alle türkischen Stämme unter ihm einen würde und die Han-Chinesen dadurch erfolgreich bekämpft werden würden.

Die Osttürken waren im Besitz des mongolischen Berges Otukan (türk. Ötukän), der allen Türken gemäß ihrer vorbuddhistischen tengrischen und schamanistischen Religionen heilig war. Tonyuquq brachte vor, dass die Herrscher, denen er diente, daher moralisch verpflichtet wären, die türkische Kultur und Werte aufrecht zu erhalten. Die Sogdier mit dem Buddhismus und den Han-Chinesen verbindend, beeinflusste er Qapaghan Qaghan (reg. 692-716) dahingehend, den Gebrauch der sogdischen Sprache aufzugeben und für Verwaltungsangelegenheiten stattdessen die alte türkische Sprache, die in einer Runen-artigen Schrift geschrieben wurde, zu verwenden. Als die sogdische Bevölkerung in der Mongolei zunehmend unbeliebt wurde, wanderten sie im Jahr 713 massenhaft nach Nordchina aus und ließen sich besonders in Chang‘an (Ch‘ang-an) und Loyang (Lo-yang) nieder, den am Endpunkt der Seidenstraße gelegenen Städten.

Karte 13: Die sogdischen Wanderungen
Karte 13: Die sogdischen Wanderungen

Der Einfluss der Manichäer

Die sogdische Gemeinschaft in der Mongolei bestand nicht ausschließlich aus Buddhisten. Die Mehrheit der Sogdier folgte in Wirklichkeit dem Manichäismus. Diese iranische Religion, in Babylon von Mani (217 – 276 u. Z.) gegründet, war ein eklektischer Glaube, der viele Merkmale der ortsansässigen Glaubensgemeinschaften annahm, denen der Manichäismus bei seiner Verbreitung begegnete. Er hatte zwei Hauptausprägungen – eine westliche in Kleinasien, die mit dem Zoroastrianismus und dem Christentum übereinstimmte und eine spätere östliche entlang der Seidenstraße, die gehaltreiche buddhistische Elemente aufnahm. Syrisch und Parthisch waren die offiziellen Sprachen der ersten Ausprägung des Manichäismus, während das Sogdische eine ähnliche Rolle für letztere Ausprägung spielte.

Der Manichäismus hatte eine starke missionarische Bewegung und die sogdischen Anhänger der östlichen Ausprägung des Manichäismus behaupteten, sobald sie in Han-China eintrafen, dass der Manichäismus eine Form des Buddhismus sei, um so Konvertiten zu gewinnen. Sie führten ihn auf diese Weise im Jahr 694 bei der Kaiserin Wu am imperialen Hof Chinas ein und nach ihrer Emigration aus der Mongolei nochmals am Hof im Jahr 719. Das geschah, nachdem die buddhistische tausendjährige Usurpation durch die Kaiserin gestürzt und die Tang-Herrschaft wieder eingeführt worden war. Im Jahr 736 erließ der Kaiser Xuanzong allerdings ein Dekret, das den Han-Chinesen verbot, dem Manichäismus zu folgen, und beschränkte den Zugang zur Religion auf Untertanen die keine Han-Chinesen waren und auf Fremde. Der Grund dafür war, dass der Manichäismus eine oberflächliche Imitation des Buddhismus war und als betrügerischer Glaube auf Grund einer Lüge verbreitet wurde.

Der Tang-Kaiser war dem Buddhismus gegenüber jedoch nicht freundlich gesinnt und die Kritik am Manichäismus kam nicht deshalb zustande, weil der Kaiser die reinen buddhistischen Lehren durch deren Reinigung von Häresie aufrecht erhalten wollte. Es gab viele Han-Chinesen, die mit den ehrgeizigen, zentralasiatischen Feldzügen des Kaisers wegen der nachfolgenden hohen Steuern und dem Militärdienst unzufrieden waren. Xuanzong hätte unzweifelhaft zu vermeiden gewünscht, eine fremde quasi-buddhistische Religion für Han-Chinesen zur Verfügung zu haben, die als Sammelpunkt für ihre dissidentschen Bestrebungen und eine mögliche Rebellion hätte dienen können.

Die Großmutter des Kaisers hatte die Tang-Linie abgesetzt, indem sie sich auf den Kult von Buddha Maitreya berief. Da Mani in sogdischen Texten häufig mit Maitreya gleichgesetzt wurde und seine Großmutter dem Manichäismus zugeneigt gewesen war, wurde die Maßnahme des Kaisers gegen die iranische Religion zweifellos durch die Ängste vor einer vergleichbaren tausendjährigen Rebellion gegen ihn geschürt.

Von den drei Religionen der sogdischen Kaufleute in Han-China – Manichäismus, Nestorianer-Christentum und Buddhismus – war der Manichäismus bei weitem am aggressivsten darauf hin orientiert, Konvertiten zu gewinnen. Einige Jahrzehnte später begannen auch arabische und iranische, muslimische Kaufleute nach Han-China zu reisen. Sie kamen vor allem über das Meer und nicht landwärts über die Seidenstraße und ließen sich in den Küstenstädten des südöstlichen China nieder. Ein muslimischer Lehrer, Sa‘ad bin Ali wa Qas (gest. 681), kam sogar mit ihnen. Xuanzong erließ jedoch niemals ein ähnliches Edikt um den Han-Chinesen zu verbieten, dem Islam zu folgen.

Tatsächlich hat auch keiner der nachfolgenden chinesischen Kaiser, ob er nun Buddhist war oder andersgläubig, dies getan. Sie folgten immer einer Politik der religiösen Toleranz dem Islam gegenüber. Das verweist darauf, dass die religiöse Toleranz keine große Mühe bereitete und der Islam niemals als Bedrohung angesehen wurde, nicht einmal als die ersten Muslime in Han-China damit befasst waren, ihre Religion zu verbreiten.

Die Vertreibung von nicht-Han-buddhistischen Klostergemeinschaften aus Tang-China

Mit den Jahren brauchte die Tang-Regierung zunehmend Geldmittel, um die immer ausgedehnteren Feldzüge in Zentralasien zu finanzieren. Der steuerfreie Status der buddhistischen Klöster seit der Zeit der Usurpation der Kaiserin Wu beschränkte ernsthaft das Einkommen der Regierung. Daher wandte Xuanzong im Jahr 740 seine Unterstützung immer mehr dem Taoismus zu, auferlegte den buddhistischen Klöstern wieder Steuern und beschränkte ernsthaft die Anzahl der Han-chinesischen Mönche und Nonnen auf seinem Gebiet. Er vertrieb auch alle nicht-Han-buddhistischen Klosterinsassen, da diese lediglich unnötig finanziellen Mittel des Staates abziehen würden.

Xuanzong‘s Unterstützung der gegen die Umayyaden eingestellten Dissidenten in Sogdien war dann eindeutig politisch und wirtschaftlich motiviert und hatte nichts mit islamisch-buddhistischen Beziehungen zu tun. Der Kaiser war nicht einmal Buddhist und seine Deportation sogdischer Mönche aus Han-China war sicherlich keine Maßnahme, um sie nach Sogdien zurückzuschicken, um so eine anti-islamische Bewegung unter den sogdischen Buddhisten zu stärken. Er vertrieb auch Mönche anderer Nicht-Han-Nationalitäten, nicht nur Sogdier. Tang China war nur daran interessiert mehr Territorium in Zentralasien auf Kosten der Umayyaden zu erlangen und mehr von der lukrativen Seidenstraße zu kontrollieren.

Die letzten Ereignisse im Zeitabschnitt der Umayyaden-Dynastie

Das letzte große Ereignis im Zeitabschnitt der Umayyaden-Dynastie, das für künftige Beziehungen zwischen dem Islam und dem Buddhismus in Zentralasien signifikant war, geschah im Jahr 744. Die Uiguren (Uyghur Turks) lebten ursprünglich in den Bergen der nordwestlichen Mongolei, von denen einige ihrer Stämme so weit bis in die, von den Tocharern beherrschte Gegend um Turfan im Süden und in die Gegend um den Baikalsee in Sibirien im Nordosten wanderten. Sie waren traditionell Verbündete der Han-Chinesen gegen die Osttürken, die das zwischen ihnen liegende mongolische Gebiet kontrollierten.

Karte 14: Türkische Stämme, Ende der Umayyaden-Dynastie
Karte 14: Türkische Stämme, Ende der Umayyaden-Dynastie

Im Jahr 605, als die ersten Han-Chinesen begannen in das Tarimbecken zu strömen, was sich über einen Zeitraum von vier Jahrhunderten weiter fortsetzte, half der Sui-chinesische Kaiser Wendi (Wen-ti) den Uiguren, Turfan, das Zentrum des alten türkischen Buddhismus zu besiegen. Die Uiguren nahmen schnell den buddhistischen Glauben an, besonders im Angesicht von Wendi, der sich selbst als ein buddhistischer Universalherrscher deklarierte. Im Jahr 629 nahm die erste uigurische Prinzessin den buddhistischen Namen „Bodhisattva“ an, ein Titel, der auch von osttürkischen Religionsführern verwendet wurde. In den 630er-Jahren übernahmen die Tang-Chinesen Turfan von den Uiguren, aber die Uiguren halfen den Han-Chinesen dennoch dabei, der Ersten Osttürkischen Dynastie kurz danach ein Ende zu setzen.

Ein halbes Jahrhundert später eroberte die Zweite Osttürkische Dynastie das Heimatland der Uiguren durch ihre angriffslustige pan-türkischen Militärpolitik. Im Jahr 716 aber, kurz nachdem die Sogdier in die Mongolei flohen, erlangten die Uiguren ihre Unabhängigkeit. In folgender Zeit fuhren sie fort, ihren Han-chinesischen Verbündeten dabei zu helfen, die Osttürken zu drangsalieren. Im Jahr 744 nun griffen die Uiguren mit Hilfe der Qarluqs in Dzungaria und dem nördlichen Westturkistan an, besiegten die Osttürken und errichteten ihr eigenes Orchon-Reich in der Mongolei.

Der Oguzen-Stamm der Osttürken, bekannt als die „Türken des Weißen Kleides“, wanderten zu dieser Zeit von der heutigen Inneren Mongolei in die nordöstliche Ecke von Sogdien, in die Nähe von Fergana, aus. Sie spielten bald eine wichtige Rolle in der komplizierten Entwicklung in Sogdien zu Beginn der Abbasiden-Dynastie. Weiterhin kämpften die Uiguren, als sie erst einmal an der Macht waren, häufig mit ihren Vasallen, den Qarluq. Die Uiguren und Qarluq erbten nun die Rollen der rivalisierenden Führer der östlichen und westlichen Zweige der türkischen Stämme. Die Uiguren befanden sich aber im Aufstieg, seit sie den Otukan kontrollierten, den heiligen Berg der Türken in der zentralen Mongolei nächst der orchonischen Hauptstadt Ordubaliq. Die Rivalität dieser zwei türkischen Völker bereitete den Schauplatz für die zukünftigen Entwicklungen.

Die Ära der Umayyaden endeten im Jahr 750 damit, dass die Araber Baktrien und Sogdien verloren und wieder eroberten. Ihr Einfluss auf die Region war dennoch unsicher und ihre Beziehungen mit den Buddhisten, sowohl unter ihren Untertanen als auch mit ihren stetig wechselnden Verbündeten und Feinden, gründete sich noch immer wie zuvor auf politische, militärische und wirtschaftliche Erfahrungen.

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